Bedeutung und Möglichkeiten geraderichtender Dressurarbeit – Teil 3

Die geraderichtende Dressurarbeit

Nur ein geradegerichtetes Pferd kann den nächsten Schritt der Ausbildung, die Versammlung erreichen. Das Geraderichten ist unumgänglich, denn solange das Pferd sich nicht hufschlagdeckend bewegt, werden keine maximale Schwungentfaltung und keine echte Versammlung möglich sein, weil die Hintergliedmaßen geradezu „am
Körperschwerpunkt vorbei“ schieben und die Hanken sich nicht gleichmäßig beugen. Geraderichten hat nichts mit Geradeausreiten zu tun, sondern wird vor allem durch das beidseitige Reiten auf gebogenen Linien gefördert (Wikipedia, Geraderichten). Das Pferd wird schon in der Grundausbildung auf gebogenen Linien gymnastiziert. Das hohle Pferd muss lernen, auch an den inneren Zügel heranzutreten und sich nicht auf den äußeren Zügel zu stützen. Wird das Pferd auf der hohlen Seite geritten, muss mit etwas geraderem Hals geritten werden, wobei der innere Schenkel das innere Hinterbein dazu auffordert, in Richtung unter den Schwerpunkt zu fußen statt breit
daran vorbei. Das Pferd auf der festeren Seite hingegen, darf etwas deutlicher gestellt werden, wobei der innere Schenkel, der vorne am Gurt treibend einwirkt, dazu veranlasst das Pferd an den äußeren Zügel heranzutreten und sich nach und nach mehr zu biegen.

Ziel ist es hierbei, die Muskulatur der hohlen Seite allmählich zu dehnen. Michael Putz beschreibt die Stellung über dauerhafte Einwirkung am inneren Zügel zu erzwingen („Herumziehen des Halses, gar mit Schlaufzügeln“), als „kontraproduktiv“ (Michael Putz, S. 140). Die Vorhand wird immer auf die Hinterhand eingerichtet, d. h. um das
Pferd geradezurichten, muss der Reiter in der Lage sein, die Vorhand des Pferdes zu kontrollieren und jederzeit vor die Hinterhand bringen zu können.
Um nun die Vorhand derart kontrollieren zu können, wurde im 17. Jahrhundert das „Schulterherein“ erfunden, welches auf Francois Robichon de la Guériniere zurückgeht, den berühmten Reitlehrer des französischen Königs Ludwig XV. Beim Schulterherein werden wie der Name schon sagt, die Schultern vor die innere Hüfte des Pferdes gerichtet (Richtlinien, Band 2). Das Reiten des Schulterhereins auf der festeren Seite des Pferdes empfiehlt sich besonders deshalb, weil damit die hohle Seite gedehnt wird und das schiefen bedingt etwas steifere Hinterbein der festen Seite vermehrt gebeugt wird. Beim Reiten des Schulterhereins zur hohlen Seite des Pferdes, muss hierbei besonders beachtet werden, dass das Pferd nicht über die äußere Schulter ausweicht oder sich auf den äußeren Zügel stützt.

Quelle: Hausarbeit von Sabrina Zielinski aus Bochum – Vielen Dank für die Möglichkeit, dass wir die Arbeit hier veröffentlichen dürfen